Eine neue Gemeinschaft entsteht – Ihr Kind findet seinen Platz
Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule ist immer mit Emotionen verbunden. Erfahrene Kindergartenkinder verwandeln sich in unsichere Erstklässler. Sie verlassen den geschützten Rahmen ihrer kleinen wohlbekannten Welt und eine Vielzahl neuer Eindrücke, Erwartungen und Anforderungen prasseln auf sie ein. Immer wieder führt der Abschied von den Eltern bei einigen Kindern zu Tränen, Anklammern oder anderen Ausdrucksformen der Angst. Sie sind kein Anzeichen mangelnder Schulreife sondern lediglich Ausdruck der aktuellen Überforderung des Kindes die mit der Zeit bewältigt und überwunden wird.
Auch Ihr Kind muss sich in einem neuen sozialen Gefüge aus Kindern und Erwachsenen selbstständig zurechtfinden. Es begegnet unterschiedlichen Lehrern, Mitarbeitern der OGS oder des Horts und hat es mit vielen fremden Kindern zu tun, die selbst der Mittelpunkt ihrer Welt sind. Manche Kinder kennen sich vielleicht schon aus dem Kindergarten, andere können sich vielleicht besser behaupten, haben weniger Angst und finden schneller Kontakt zu den Mitschülern. Ihr Kind steht nun vor der Aufgabe, neue Beziehungen anzubahnen, aufzubauen und weiter zu entwickeln, damit es sich in der neuen Schulwelt wohl fühlen kann. Damit ist es jedoch nicht allein. Es geht allen Kindern so und alle werden dabei von ihrer Lehrerin unterstützt, deren oberstes Anliegen in den ersten Schulwochen der Aufbau einer guten Klassengemeinschaft ist.
Dabei können Sie Ihr Kind und die Lehrerin Ihres Kindes familiär unterstützen
- Bieten Sie Ihrem Kind eine feste Tagesstruktur, auf die es sich verlassen kann. Ihr Kind kann sich viel leichter auf die neue, unsichere und ungewohnte Situation einlassen, wenn es darauf vertrauen kann, dass es zuverlässig von der Schule abgeholt oder verlässlich zu Hause – in seiner sicheren Umgebung – empfangen wird.
- Ritualisieren Sie ein gemeinsames Zeitfenster für Ihr Kind und sich, in der sie niemand stört. Kinder brauchen ihre Eltern, um Ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Nehmen Sie sich die Zeit, wahrhaftig zuzuhören. Das Leuchten in Ihren Augen, ihre offenen Ohren und Ihre warme Umarmung nährt die Seele Ihres Kinders und ist seine Betätigung. Sollte Ihr Kind zu denjenigen Kindern gehören, die wenig erzählen, locken Sie es mit gezielten W-Fragen aus der Reserve. „Was war denn heute besonders schön? Wer hat mit dir gespielt? Wie heißen denn die Kinder? Was magst du an ihnen? Was hat euch deine Lehrerin heute gezeigt?
- Machen Sie Ihrem Kind Mut, sich an all das Neue mit Freude heran zu wagen. Zeigen Sie Ihm, dass Sie ihm das zutrauen und vermitteln Sie ihm, dass es normal ist, wenn nicht alles auf Anhieb klappt.
Das Schulleben erfordert Selbstständigkeit
Die Organisation eines Schultags erfordert ein gewisses Maß an Selbstständigkeit der Kinder, denn im Schulbetrieb trägt in der Regel eine einzige Lehrperson die Aufsichtspflicht für eine große Lerngruppe. Sie kann und darf die Kinder nicht zur Toilette begleiten und muss voraussetzen können, dass diese sich nach dem Toilettengang die Hände waschen. Sie ist dankbar für alle Kinder, die sich in der Garderobe zügig der Schuhe und Jacke entledigen können und diese zur Pause selbstständig wieder anziehen können. In den Frühstückspausen freut sie sich über Kinder, die ihr Frühstück selbstständig auspacken können, über gewisse Tischmanieren verfügen und verbliebene Reste zügig wieder einpacken können. Denn jedes Helfen und Warten auf Nachzügler geht zu Lasten der Pause der Lehrkraft. Auch im Sportunterricht müssen sich die Kinder selbstständig und zügig umziehen können, denn die Lehrkraft sollte stets alle Kinder im Blick haben. Sie kann jedoch unmöglich in zwei Umkleiden und der Halle zugleich anwesend sein. Muss sie helfen und warten, so warten auch die Mitschüler und das geht zu Lasten der Zeit in der Halle. In der Schule steht das Lernen im Focus des Vormittags. Das erfordert die Einhaltung von Regeln und ein gewisses Maß an Ordnung. Schulkinder sollten daher ihren Schultornister selbst tragen können und darin Bücher, Hefte und Utensilien auf Zuruf finden und wieder verstauen können. Bis das bei allen Kindern reibungslos funktioniert, neigt sich der Herbst dem Ende zu. Das kostet Unterrichtszeit und Nerven.
So können Sie Ihr Kind und die Lehrerin Ihres Kindes familiär unterstützen
Der Schulalltag bringt einen neuen Rhythmus mit sich. Für ein Kindergartenkind kommt es nicht auf die Minute an, in der Schule muss es jedoch pünktlich sein. Gewöhnen Sie Ihr Kind behutsam an den neuen Rhythmus, indem Sie gemeinsam etwas früher aufstehen. Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein hängen eng zusammen. Wenn Kinder etwas ganz alleine schaffen, macht es sie stolz und glücklich.
- Ihr Kind ist stolz darauf, ein Schulkind zu sein. Lassen Sie sich in den ersten Schulwochen täglich den Tornister zeigen und erklären, was darin verstaut ist. Entwickeln Sie gemeinsam eine Routine, nach der Hefte, Bücher, Mäppchen und Pausenbox ihren festen Platz darin finden.
- Bereiten Sie den Morgen schon vor dem Zubettgehen vor. Legen Sie Sie gemeinsam die Kleidung für den kommenden Schultag zurecht. Bei der Auswahl der „Schulkleidung“ helfen Sie Ihrem Kind, wenn diese ohne zu viele Knöpfe und Schleifen auskommt. Ideal sind Pullover oder T-shirts, die locker über den Kopf rutschen, Hosen mit Gummizug, Jacken mit Druckknöpfen und Schuhe mit Klettverschluss. Es ist wichtig, dass sich Ihr Kind darin wohlfühlt.
- Nehmen Sie Ihrem Kind immer weniger ab, denn alles, was es schon tun kann, sollte es auch allein tun, die stetig wachsende Selbstständigkeit stärkt das Selbstbewusstsein. Loben Sie Ihr Kind und zeigen Sie ihm damit, dass Selbstständigkeit nicht nur Pflicht, sondern viel mehr ein Geschenk ist und Spaß macht.
Ein Schultag ist anregend, spannend und anstrengend
Viele Schulkinder verlassen um 7.30 Uhr das Haus und kommen um erst um 16.00 Uhr oder später wieder nach Hause. Bei manchen folgt dann noch Sport oder Musikunterricht. Das ist ein langer und sehr anstrengender Tag. Vielen Kindern fällt es daher schwer, abends zur Ruhe zu kommen.
Sicher haben Sie ein gemeinsames Abendritual. Hören Sie nicht auf, es zu zelebrieren. Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Kind. Es durchlebt eine aufregende und anstrengende Lebensphase. In der Schule gibt es für Ihr Kind keinen Rückzugsraum, es muss sich in einer neuen sozialen Gruppe zurechtfinden und behaupten. Natürlich kommt es zu Konflikten unter den Kindern und auch Ihr Kind sieht sich zum ersten Mal einem Konkurrenzdruck ausgesetzt, denn Kinder messen sich gerne miteinander. Spätestens jetzt sollte also das Zeitfenster realisiert werden, in dem Ihr Kind seine Erlebnisse mit Ihnen teilen kann, damit es all die neuen Eindrücke positiv verarbeiten kann.
Ermutigen Sie Ihr Kind, bei den Lehrern um Hilfe zu bitten, wenn es geärgert wird oder sich bedrängt fühlt. Zeigen Sie Ihm, wie stolz es sich macht und lassen Sie es spüren, dass Sie an Ihr Kind glauben. Übung macht den Meister und Fehler macht man, um aus Ihnen zu lernen. Beschließen Sie Ihr Abendritual wie gewohnt, mit einer Geschichte, einem Lied oder Gebet. Liebgewonnene Rituale und Gewohnheiten sind ein unschätzbares Gegengewicht zu all den neuen Erfahrungen, die das Schulleben für Ihr Kind mit sich bringt. Sie vermitteln Sicherheit, Kontinuität und Geborgenheit.
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