Cybermobbing

Um das noch recht neue Thema Cybermobbing in seiner ganzen Tragweite zu verstehen, sollten zunächst die Fragen geklärt werden „Wo fängt Cybermobbing an? Wo hört es auf? Ist eine SMS mit beschimpfendem Inhalt bereits schon Cybermobbing?“ Die Antwort auf die letzte Frage fällt ziemlich leicht: Ein eindeutiges Ja! Denn unter dem Begriff werden alle Beleidigungen, Belästigungen sowie Bedrohungen gezählt, die mithilfe von modernster Technik wie Internet und/oder Handy getätigt werden. Die bloßstellende Kurznachricht per Mobiltelefon ist demnach genauso Cybermobbing wie die beleidigende Mitteilung bei Twitter, das peinliche Foto auf Facebook, das gegen den eigenen Willen hochgeladen wurde, sowie die aggressiven Drohungen per Instant-Messenger (ICQ & Co.), die beschimpfende E-Mail oder der angreifende Post im Chatroom.

Mobben im Kolektiv

Hinter all diesen Aktionen steht in der Regel die Absicht, eine andere Person psychisch fertigzumachen. Dies kann eine einmalige Angelegenheit sein oder sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Häufig ist nicht nur ein Täter am Werk. Durch den Schneeballeffekt des Internets liest manchmal innerhalb von nur wenigen Sekunden die ganze Klasse den neusten Eintrag. Auch für den Rest der weltweiten Internetcommunity sind die Blogbeiträge, Diskussionsforen oder Gästebücher, in denen die Beleidigungen gepostet werden, meist frei zugänglich und einsehbar. Für viele Opfer bedeutet dies im Anschluss ein regelrechter Spießroutenlauf. Von allen Seiten werden sie virtuell schikaniert und bepöbelt.

Das Phänomen ist keine Seltenheit: Bereits jeder fünfte Schüler soll bereits Opfer von Cybermobbing-Attacken geworden sein. Ein alternativer Kleidergeschmack, eine andere Hautfarbe, ein niedriger sozialer Status – die Gründe für Cybermobbing sind so vielfältig wie absurd. In dem einem Moment ist die politische oder kulturelle Ansicht noch das Maß aller Dinge, im nächsten Moment der Auslöser für wüste Beschimpfungen.

Anonym durchs Netz

Cybermobbing ist an keine Zeit und keinen Ort gebunden. Die Beleidigungen können rund um die Uhr geschehen und von Tausenden Menschen gelesen werden. Da inzwischen viele Jugendliche im Besitz eines Handys oder Smartphones mit Videokamera und Internetzugang sind, steht z. B. das unangenehme Video meist nach nur wenigen Minuten im Netz und entwickelt sich zu einem Selbstläufer. Die Täter verstecken sich hinter Pseudonymen oder Fakeaccounts. Das Internet bietet ihnen in der Hinsicht ausreichend Anonymität. Die direkte Konfrontation zwischen Täter und Opfer bleibt meist aus.

Das Thema Cybermobbing ist kein temporäres Problem. Laut der JIM-Studie (Jugend, Information, (Multi-) Media) aus dem Jahr 2010 halten sich rund 71 Prozent der 12-19-Jährigen mindestens einmal pro Woche bei einem sozialen Netzwerk auf. Tendenz steigend. Sogar 59 Prozent von ihnen checken dort täglich ein- oder mehrmals ihr eigenes Profil. Unter Kindern und Jugendlichen nimmt das Internet einen immer höheren Stellenwert ein. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

Im nächsten Artikel möchten wir Euch ein paar Anzeichen vorstellen, die Euch helfen sollen zu erkennen, ob Eure Kinder bzw. Eure Schüler von Cybermobbing betroffen sind.