Am 1. Dezember hat die Delfinklasse das Stück „Herr Niemand und Frau Anderswo“ gesehen, ein Kindertheater über Obdachlosigkeit.
Das kleine Zwei-Leute-Theater liegt auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Lothringen in Bochum Gerthe und teilt sich auf in den Theaterbereich und ein Café. Im Café haben die Kinder erst einmal gefrühstückt und wir Lehrerinnen bekamen einen guten Kaffee. Sehr locker, unkompliziert und freundlich regelte Birgit alle finanziellen Dinge, während Ralf die Kinder durch die Garderobe und an die Tische schleuste.
Das Stück war wunderbar. Gestik, Mimik, Bewegung und Gesang erreichten die Kinderherzen von der ersten Sekunde an. Ein Koffer mit Kleidungsstücken führte durch die Handlung und spiegelte die Lebenswelten und Erfahrungen der Menschen ohne Obdach. Er verwandelte Herrn Niemand und Frau Anderswo in Supermarktverkäufer, Briefträger, Pizzabäcker und Wachleute. In jeder Sequenz gab es etwas zu Lachen, es wurden Träume und Sehnsüchte fantasie- und gestenreich erzählt, es wurde miteinander und mit den Kindern gespielt und geteilt, Hunger wurde sichtbar, Freude über eine Sammlung Tüten wurde für die Kinder glaubhaft transportiert und damit begreifbar. Richtig spannend wurde es, als sich Herr Niemand und Frau Anderswo über Steppjacken in Wachdienstpersonal verwandelten. Und es erschreckte die beiden Schauspieler und uns Zuschauer, wie schwer es fiel, diese Jacken wieder abzustreifen….
Die Idee, Umsetzung & Regie lagen und liegen bei Birgit Iserloh und Ralf Lambrecht. Das Thema Obdachlosigkeit wurde weder plakativ von pädagogisch in den Vordergrund gestellt, sondern in eine Handlung voller Tempo und Bewegung integriert. Es blieb den Kindern überlassen, sich mit den Problemen der Menschen ohne Obdach auseinanderzusetzen, oder einfach nur das Stück zu genießen.
Heute haben wir in der Schule lange über Herrn Niemand und Frau Anderswo gesprochen. Gemeinsam haben wir zusammengetragen, was wir über Obdachlose erfahren haben. Wo und wie sie leben. Wie es soweit kommen kann, dass Menschen auf der Straße leben. Wie andere Menschen mit ihnen umgehen und wo Obdachlose Hilfe erfahren. Die Kinder haben hochmotiviert damit begonnen, Plakate zu gestalten. Um festzuhalten, was sie besonders bewegt hat und was sie anderen mitteilen wollen.
Ein Stück über Obdachlose für Kinder? O ja, es öffnet ihre Augen und Herzen. Es lehrt sie Verantwortung zu übernehmen. Für sich und auch für andere.
Das Kinder- & Familientheater Traumbaum nimmt die Ansprüche seiner kleinen Zuschauer so ernst, dass seine Stücke auch für Erwachsene ein Genuss sind.
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