Vor wenigen Tagen hatte ich das Vergnügen einem Vortrag von Herrn Prof. Gerald Hüther, von der Universität Göttingen beiwohnen zu dürfen. Es ging um das Thema der

„Lebenslangen mentalen Fitness – wie können die Erkenntnisse aus der neurobiologischen Forschung die individuelle Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter im Unternehmen positiv beeinflussen?“

 

Ohne Anspruch auf wissenschaftliche Genauigkeit und mit dem Transfer auf unsere Frage des differenzierenden und individualisierenden Unterrichtes, möchte ich hier versuchen, seine Botschaften für unser Thema zu übersetzen.

Fangen wir an mit der These „Lernen bedeutet Wissensaneignung“. Immer noch häufig in Gebrauch und Grundlage für das gesamte Instrumentariums der „Wissensabfrage“ oder auch „Klassenarbeiten“. Nach Meinung von Prof. Hüther, die ich mehr als gerne teile – vollkommender Quatsch – zumindest aus der Sicht der Hirnforschung.

Demgegenüber stellt er die These „Lernen bedeutet Erfahrungsaneignung“. Lernen findet demnach immer im Kontext mit einer Sache, einem Problem, einem Phänomen, einer Beobachtung, Interaktion etc. statt – ist also kontextbezogen und gleichzeitig spielen Gefühle eine große Rolle. Das Ergebnis führt zu einem Set von Erfahrungsmustern. Sind positive Gefühle dabei, dann sind es positive Erfahrungsmuster – bei schlechten Gefühlen tendenziell eher negative Erfahrungsmuster. Erfahrungsmuster in vergleichbaren Kontexten und mit ähnlichen Resultaten (Gefühlen), prägen die Haltung der Person bspw. auch gegenüber dem Lernen an sich. Die Haltung prägt das Verhalten und somit direkt die Einstellung gegenüber bestimmten Anforderungen, wie bspw. dem Lernen selbst. Dies alles soll sich – soweit ich es verstanden habe – im präfrontalen Cortex – als feste Verbindung von neuronalen Mustern verewigen.

Uuups – Wenn ich also beim Lernen permanent die Erfahrung sammle, dass alles für die Katz ist, dazu noch negative Gefühle bekomme, da ich schlechte Noten erhalte, deswegen Ärger mit meinen Eltern kriege, von den anderen Kindern verarscht werde – entwickle ich tendenziell eher eine kritische Haltung zum Lernen, welche mich dazu verführt eine negative Einstellung zum Lernen zu besetzen und mein Verhaltensmuster eher in Richtung „Flucht“ tendieren lässt. Beschreibt ziemlich gut meine Situation während der Grundschulzeit. Erfahren Sie im nächsten Beitrag, ob es eine Chance gibt die Verbindung im präfrontalen Cortex – auch ohne Einsatz von Drogen und Stromstößen- jemals wieder zu lösen und anders zu programmieren. Denken sie nur an die armen Lachse, deren Schicksal darin besteht, den Fluss herauf zu schwimmen und zu sterben. Sind wir alle nur Lachse und Opfer unserer Neurotransmitter??