Und schon wieder droht eine Reform. Diesmal steht im Fokus die Lehrerausbildung. Ohne Zweifel ist hier eine Menge zu tun – doch reicht die Änderung des Kerncurriculums? Sind die Universitätsprofessoren überhaupt in der Lage, selbst vom „Wissensvermittler und -abprüfer“ zum „Coach für das Lernen lernen“ zu werden? Inwieweit werden diese Personen unterstützt, reflexive Lernkompetenz anzubahnen und welche Mittel stehen ihnen zur Verfügung um solche Formen erlebbar, erfahrbar und somit vermittelbar zu gestalte? Was passiert mit den „neu“ ausgebildeten Lerncoaches“, wenn diese in das alte und immer noch krankende System von Schulen entlassen werden? Inwieweit werden die Lerncoaches darauf vorbereitet, in ein System Schule überführt zu werden, welches erst rudimentäre Formen von „Lernwelten“ wirklich beinhaltet. Wie werden die aktuellen Lehrkräfte unterstützt, um basierend auf ihren Kompetenzen und Potentialen effektive Formen des individualisierenden, differenzierenden Unterrichtes in variablen Sozialformen gestalten zu dürfen? Wie macht man aus den ausgebildeten „Wissensvermittlern“, die übrigens immer noch einen hervorragenden Job machen, – Lerncoaches? Wer beachtet und sorgt für ein gesundheits- und anforderungsgerechtes Arbeitssystem Schule? Wo ist das Angebot für bereits in der Praxis tätige Lehrer und Lehreinnen für ein „Perspektivgespräch“? Warum beginnt man nicht einfach mal parallel die vorhandenen Lehrerpersönlichkeiten in ihrer spezifischen „Arbeitsbewältigungsfähigkeit“ zu unterstützen, mit all den Reformen klar zu kommen, Routinen zu entwickeln und eine Entlastung von permanentem Dauerstress zu erfahren?
Ohne weiteres sind die Ziele der Reform zu unterstützen. Sie sind sinnvoll, überfällig und befähigen den Einzelnen auch neben der Berufung als Lehrer, eine reale Arbeitsmarktchance in den Zukunftsbranchen einer Wissensgesellschaft zu erhalten. Großartig! Doch bitte, berücksichtigt die Realität. Zur erfolgreichen Umsetzung von Reformen benötigt jede Organisation motivierte, engagierte und gesunde Mitarbeiter. Hierbei gilt es, die bereits in der Organisation „Schule“ tätigen Menschen ebenfalls zu befähigen – mehr noch die Organisation so zu verändern, dass die kommenden „Lerncoaches“ optimal in die Abläufe und Prozesse integriert werden können. Nur die Reform der Lehrerausbildung ist nicht genug.
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